ein Interesse für Fotografie wurde zufällig geweckt als ich nach Familienfotos
suchte.
Auf meiner Internetseite „Fotorevers“ beschäftige ich mich vor allem
mit dem Dokumentieren der Arbeitsstätten der Fotografen und ihrer Arbeit
während der Jahre 1850 bis 1914.
Es stellt sich als schwierig heraus Informationen über Fotoateliers zu finden.
Diese sind ebenfalls wie viele der Fotokünstler in Vergessenheit geraten.
Man kann vom Glück reden, wenn man einen Fotografen findet, der den Titel
„Hoffotograf“ tragen durfte, da es heißt, dass wir Unterlagen, die
seine Ernennung bezeugen in Archiven finden können.
In den restlichen Fällen bleibt uns nur die Suche in der Werbung der Zeitungen und
in alten Adressbüchern. Die wichtigste Informationsquelle bleibt jedoch immer der
Fotorevers.
Die ersten Fotografien auf Albuminpapier waren so
dünn, dass man sie auf Pappe aufkleben musste.
Zuerst hat man die Rückseite nicht beschriftet, sondern erst am Ende der 50er
Jahre des 19Jh. fing man an den Namen, die Heimatstadt und den Beruf des Fotografen
auf den Revers mitzuteilen. In dieser Zeit waren oft Fotografen ausgebildete
Wissenschaftler, Apotheker, Chemiker, Lithografen aber auch Schauspieler und sogar
Metzger.
In der kommenden Dekade, in den 60er Jahren des 19. Jh. war der Revers immer noch
nicht besonders ansehnlich. Jedoch mit der Zeit entdeckte man die Rückseite der
Fotografie, die sich wunderbar dafür eignete Werbung für den eigenen
Betrieb anzubringen.
Die dekorative Schrift wurde angepasst und man baute die Informationsinhalte
aus.
Die Lithografien wurden prächtiger, bunter, oft vergoldet. Die Rückseiten
wurden inzwischen mit Informationen über erhaltene Preise und Titeln versehen.
Ebenfalls wurden die künstlerisch-malerische Werte der Abbildung hervorgehoben.
Man warb sogar mit der vollkommenen Ähnlichkeit zum Original.
Um 1890 erschienen wunderschöne Jugendstilvignetten, die den Wert der Fotos noch
mehr anhoben. Die unglaublich hohe Konkurrenz ließ die Qualität der Fotos
ansteigen und man verschönerte die Ornament- und Farbgestaltung der Revers.
Zu den wichtigste Lithografiestädten zählten: Wien, Dresden, Berlin, St.
Petersburg, München, Warschau und Odessa.
Ein paar der Lithografen, die sich mit der „Kleinen Kunst“ der
Fotolithografie beschäftigten, möchte ich hier erwähnen. Zu ihnen
gehörten: Albert Glock aus Karlsruhe, der nicht nur ein exzellenter Fotograf und
Erfinder war, sondern zusätzlich belieferte er ganz Süddeutschland mit
Fotoartikeln, Richard Wittmann oder E. Kaders, Paul Leinert aus Dresden und auch der
bekannte Fotograf und Lithograf K. Krziwanek aus Wien, bei ihm kaufte nicht nur ganz
Wien ein sondern fast ganz Galizien. In Berlin arbeiteten folgende erfolgreiche
Lithografen: C. L. Vogel und Carl Lange wie auch Herr Block.
Die Lithografie auf den Revers hat die
Attraktivität der Fotografie vergrößert und sie gab ihr einen
höheren Wert. Ebenfalls vereinfacht sie die Datierung der Fotos, sowie
lässt uns Informationen schöpfen über den Werdegang der
Fotobetriebe.
Ich stellte fest, dass „Dank“ der
Verteilung von Polen, keines der Länder in Europa eine interessantere
Geschichte der Fotografie aufzeigen kann. Die Fotografien wurden in verschiedenen
Sprachen beschriftet: polnisch, deutsch, russisch und franzoesisch.
Die Ateliers vieler wichtiger, erfolgreicher und begabter polnischer Fotografen
befinden sich auf der ganzen Welt. Auf internationalen Ausstellungen wird z.B.
Belgien von Wladyslaw Straszak präsentiert, Schweden und Norwegen von Ludwik
Szacinski, Karol Josef Migurski gab man den Namen „Vater der russischen
Fotografie“. Ebenso spielen diese Fotografen eine wichtige Rolle: Lasowski aus
Kiew, Gatowski aus Minsk, Kocipinski aus Wittingau, Belitski aus Nordhausen, von
Malinowski aus Riga, Kritski aus Saransk, Pateiski aus Wagstadt, Stalinski aus
Würzburg und Kozlowski aus Pawlowsk.
Ich könnte noch viele Beispiele erwähnen, jedoch ist es ein Thema für
eine neue Internetseite: „Polen-Fotografen-Emigranten“, die ich in
Kürze realisieren werde.